Geschichten mit ZeitGut

Eine Unerwartete Bekanntschaft

Die Hintergründe

H.B. war ein interessanter Mann, er war Chemiker, sprach 4 Sprachen, er reiste für die Entwicklungshilfe im Ausland und interessierte sich für die verschiedensten Themen.

Heute ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Ein Rückenleiden schränkt ihn in seiner Beweglichkeit stark ein und er leidet unter Sprachschwierigkeiten. Meist ist er zu Hause und beschäftigt sich mit Musik und Instrumentenbau. Zu Hause, das ist am Berg oberhalb von Lichtensteig.  Seine Frau, die noch voll im Berufsleben steht, ist mit seiner Betreuung, dem Haus und den Tieren, die sie haben, stark belastet.

Da erfuhr sie vom Angebot der Organisation Zeitgut (ehemals KISS) und meldete sich gleich an, um Unterstützung zu suchen. KISS fand schnell jemanden, der Zeit und Lust hatte, sich mit H. zu beschäftigen.

Toni ist ein aktiver und sozial engagierter Mann, der seit kurzem pensioniert ist. Während eines Besuchs bei H. lernten sich die beiden Männer kennen und einigten sich darauf, dass sie jede Woche einmal einen Nachmittag miteinander verbringen möchten.

Die beiden Männer sprachen über frühere Reisen und andere Themen, bis diese Gespräche wegen H.s Sprachschwierigkeiten immer problematischer wurden. Heute jassen die beiden häufig, wobei Toni die Regeln immer wieder mal vereinfachen muss, damit H. noch mitspielen kann. Auch muss Toni ihn immer wieder mal gewinnen lassen. So mauserte sich das regelmässige Treffen zu einer schönen Gewohnheit, die H. jede Woche ungeduldig erwartet.

Ein spannender Ausflug

Da man ja nicht immer nur jassen kann, machen Toni und H. ab und zu auch mal einen Ausflug zusammen. Einmal äusserte H. den Wunsch, einmal wieder die Klangschmiede zu besuchen. Toni setzte ihn ins Auto und gemeinsam fuhren sie nach Alt St. Johann. Kaum angekommen, ging H. zielstrebig auf den Eingang zu, spazierte hinein und steuerte gezielt interessante Punkte der Ausstellung an, als wäre er zu Hause. Toni war überrascht zu erfahren, dass H. in der Klangschmiede kein Unbekannter war.

H. führte Toni zu einer Liege und bat ihn sich darauf zu betten und das Erlebnis zu geniessen. Unter der Liege waren Saiten gespannt, welche die Schwingungen des Klangs auf die Liege übertrugen. Ganz nebenbei eröffnete H., dass er dieses Instrument gebaut hatte. Wieder zu Hause übergab H. Toni ein Buch «Der Ton», das er geschrieben hatte. Für Toni war das ein überraschender Ausflug, der im zeigte wie vielseitig interessiert H. war. Und auch H. hat das Wiedersehen mit Bekannten aus der Klangschmiede sehr genossen.

Eine Ferienreise mit unerwarteten Bekanntschaften

Wie klein die Welt ist, erfuhr Toni, als er mit seiner Frau eine Schiffsreise auf der Seine unternahm. Wie auf Flussreisen üblich sassen Toni und seine Frau während der ganzen Reise mit zwei weiteren Paaren beim Essen. Eines der Paare kannte Lichtensteig von früher, und beim näheren Kennenlernen stellte sich heraus, dass Ernst damals der Lehrmeister von H. war. Ein Treffen war rasch beschlossene Sache und Ernst und seine Frau besuchten H. in Lichtensteig. Bei einem Mittagessen mit H. wurden alte Geschichten aufgefrischt und viel gelacht. H. war überglücklich, alte Bekannte wieder zu treffen.

Durch den regelmässigen gemeinsamen Zeitvertreib wird Toni bewusst, dass H. ein äusserst interessanter Mann mit einem vielseitigen Lebenslauf ist, auch wenn seine Krankheit das nicht auf den ersten Blick erkennen lässt.

Die von der Organisation Zeitgut (ehemals KISS) vermittelte Betreuungspartnerschaft entwickelt sich für beide Männer zu einer wahren Bereicherung.